Was ist eine tiefe Sklerektomie (Lederhautentfernung)?

Wenn wir älter werden, hat das in den meisten Fällen auch Auswirkungen auf unser Sehvermögen: Es lässt nicht nur unsere Sehkraft mit den Jahren immer mehr nach, es können auch Augenerkrankungen auftreten, die das Sehenbeeinträchtigen - so zum Beispiel ein sogenanntes Glaukom. 

Begründet liegt diese Erkrankung, bei der der Sehnerv geschädigt wird, für gewöhnlich in einem erhöhten Augeninnendruck. Der Augendruck entsteht in den Augenkammern zwischen Linse und Hornhaut. Hier befindet sich dassogenannte Kammerwasser, das im Auge selbst gebildet wird. Kann es nicht richtig abfließen, steigt der Druck im Auge immer weiter an.

Die Folge dieses erhöhten Augeninnendrucks ist, dass das Gesichtsfeld mit der Zeit immer größere Lücken aufweist - der Sehbereich, den man wahrnehmen kann, ohne die Augen zu bewegen, also immer kleiner wird. Imfortgeschrittenen Stadium nimmt dann auch die Sehschärfe ab.

Die Sehprobleme, die mit einem Glaukom einhergehen, können die Orientierung im Alltag deutlich erschweren. Beim Geradeaussehen kann man Menschen und Gegenstände links und rechts neben sich immer weniger gut erkennen. Auch die Anpassung an unterschiedliche Lichtverhältnisse wird zunehmend schwieriger.

Unbehandelt kann ein Glaukom mit der Zeit, also nach mehreren Wochen oder gar Monaten, sogar zur Erblindung führen. Lässt sich trotz hochwirksamer Medikamente keine ausreichende Senkung des Augeninnendrucks erreichen, soist eine chirurgische Maßnahme unumgänglich.


Was geschieht bei einer tiefen Sklerektomie?

Bei einer sogenannte tiefen Sklerektomie, auch bekannt als Lederhautentfernung, wird eine Eröffnung des Schlemmkanals durchgeführt. Hierbei handelt es sich um ein relativ neues Laser-Verfahren, das speziell für Offenwinkelglaukome geeignet ist.

Die tiefe Sklerektomie unterscheidet sich insofern von der sogenannten Trabekulektomie, als dass keine direkte Verbindung zwischen Bindehaut und Vorderkammer geschaffen, sondern eine hauchdünne Gewebeschicht miterleichtertem Durchfluss für das Augenwasser belassen wird, der durch ein Mikroimplantat unterstützt wird. Diese Laserbehandlung wurde als Alternative zur Trabekulektomie entwickelt, um ernsthafte intra- und postoperative Komplikationen zu vermeiden.

Im Rahmen des operativen Eingriffs wird zuallererst eine lamelläre quadratische Öffnung in die Lederhaut präformiert. Eine zweite Lamelle wird so präpariert, dass das Dach des Schlemmkanals abgetragen werden kann.

Nach der Entdachung bleibt ein sogenanntes Descemetfenster als Abgrenzung zur Vorderkammer bestehen. Bei unzureichender Drucksenkung kann dieses Fenster durch eine Punktion zusätzlich fein perforiert werden, um einen stärkeren Abfluss des Kammerwassers zu gewährleisten.

Insgesamt kann der Durchfluss des Kammerwassers aus dem Auge auf diese Art und Weise deutlich verbessert werden. Als Platzhaltersubstanz für die entfernte Lamelle dient ein Implantat, das im Bereich des Schlemmkanals eingesetzt wird.

Dieses Implantat, das eine Vernarbung verhindern soll, löst sich im Laufe der Zeit von selbst wieder auf. Wird im Rahmen der Operation zugleich die Linse erneuert, kann sie durch denselben Zugang ins Auge eingeführt werden. Nach Einsetzen wird der Deckel wieder sorgfältig zugenäht.


Welche Vorteile bringt der Eingriff im Vergleich zu anderen operativen Methoden?

Die drucksenkende Wirkung der tiefen Sklerektomie ist vergleichbar mit der der klassischen Trabekulektomie. Allerdings ist die Komplikationsrate bei der Sklerektomie deutlich geringer. Grundsätzlich handelt es sich also um einesichere Alternative zur Trabekulektomie. 

Im Gegensatz zur Trabekulektomie kann die tiefe Sklerektomie als schonende Methode bei einem Großteil der Glaukome angewandt werden. Auch mit einer Kataraktoperation ist sie relativ einfach zu kombinieren.

Alles in allem handelt es sich um eine effiziente Operationsmethode, um den Augeninnendruck effektiv zu senken. Die niedrige intra- und postoperative Komplikationsrate macht die tiefe Sklerektomie einzigartig. Für eine maximale Wirksamkeit sind oft aber zusätzlich Medikamente nötig.


Welche Risiken gibt es?

Das Risiko einer tiefen Sklerektomie hängt stark vom Zustand des Auges im Vorfeld der Operation ab, ist grundsätzlich aber als eher gering einzuschätzen. Über mögliche Komplikationen wie Infektionen, Nachblutungen oderWundheilungsstörungen klärt der zuständige Arzt seine Patienten vor der Operation umfassend auf.

Der Erfolg der Operation hängt aber nicht nur von der Operation selbst, sondern auch von der richtigen Nachsorge ab. Die vereinbarten Kontrolltermine sollten Patienten daher in jedem Fall wahrnehmen.

Einen "Haken" hat die tiefe Sklerektomie jedoch: Ein bereits bestehender Schaden am Auge kann auch durch sie nicht wieder rückgängig gemacht werden. Operiert wird nur, um die noch vorhandene Sehkraft zu erhalten. Eine Verbesserung des Sehvermögens sollten Patienten also nicht erwarten.


Lohnt sich eine Behandlung?

Eine tiefe Sklerektomie in den meisten Fällen lohnenswert. Gerade wenn eine medikamentöse Behandlung gescheitert ist, bietet sie eine vergleichsweise schonende Behandlungsart, die ohne größere operative Risiken auskommt. Eine Behandlung kann sich also lohnen, solange sie nur von einem erfahrenen Augenspezialisten durchgeführt wird.

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